Ein kleine persönliche Historie, warum ich gerne
DE BELLIS MAGISTRORUM MILITUM
(kurz DBMM) spiele.
Ich habe als Jugendlicher bis zu meiner Studienzeit lange Zeit Rollenspiele gespielt. Während des
Studiums hatte ich angefangen auch Fantasy - Tabletop zu spielen. Zunächst Warhammer (ab 2. Ed.),
dann Leviathan, Chronopia, Warmaster, Confrontation, später habe ich noch andere versucht. Vor allem
das Sport Fantasy Spiel Blood Bowl hat mich dann lange (eigentlich bis heute) begeistert.
Die Fantasy-Tabletops wurden jedoch zunehmend unattraktiv, teilweise weil die Spieler mit großem Ernst
versuchten zu diskutieren, welche Regeln am "realistischten" waren. Das ist bei einem Fantasy Spiel schon
bizarr, es war ja niemand dabei und literarische Vorlagen gibt es en masse und die halten sich eben nicht
an eine einzige Wahrheit. Bei Fantasy Spielen kommt es meiner Meinung nach nur auf Spielspaß und Wiedergabe
literarischer Hintergründe an. Im Jahr 2000 habe ich dann zum ersten Mal historische Tabletop Spiele gesehen.
Und das hat mich dann neu für die Tabltop Spiele begeistert.
Ich suchte damals ein Spiel, das
- große Schlachten simuliert, keine kleinen Scharmützel,
- große taktische Vielfalt erlaubt, nicht nur wuchtige Frontalangriffe,
- historisch bekannte Schlachten aus Antike und Mittelalter gut wiedergibt; ich spiele weder Schlachten
aus der Neuzeit oder Science Fiction, das ist nicht mein Ding.
Zwei Regelwerke haben mich damals positiv beeindruckt: zum ersten
Piquet und zum zweiten
DBM. Da Oliver Kormann und Bodo Köhl auf dem Spieletreff
AURYN 2001 ein
DBM Demo
gezeigt haben, hatte ich gleich Kontakt und konnte mich von der Qualität des
Spieles überzeugen. Zugegeben: der erste Eindruck war etwas konfus.
DBM
ist ein Spiel was man unbedingt einmal mitspielen muss, um Verlauf und Geist
des Spieles mitzubekommen. Nur vom Lesen der Regeln wird der Spielfluss einfach nicht klar.
DBM war bis 2007 das meistverbreitete Spielsystem für historische
Tabletop zu Antike und Mittelalter. Danach tat sich dann leider ein Schisma auf,
da zwei sehr gute Nachfolgesysteme auf den Markt kamen. Field of Glory (kurz FoG)
und De Bellis Magistrorum Militum (kurz DBMM). Auch aus Italien kam
mit Impetus ein neuer Ansatz. Nach einer Zeit der Unsicherheit und vielen Testspielen
habe ich mich dann entschieden, DBMM weiter zu spielen. Dabei zeigt sich aber eine weitere Qualität von
Spielen: Man braucht ausreichend viele Mitspieler! Das beste Spiel taugt nicht als Hobby, wenn es niemanden in
Reichweite gibt, der das Hobby teilt.
Nun haben ja die anderen Spiele auch das eine oder andere interessante taktische
Element und deshalb will ich auf diesen Seiten aufzeigen, warum mir DBMM besser
gefällt im Gegensatz zu anderen Spielen. Das soll nicht heißen, dass ich nicht ab und
zu mal ein Spielchen DBA oder BloodBowl oder etwas anderes spiele. Vielmehr will ich
Table Top Spielern die DBMM noch nicht kennen das Spiel mal
näher bringen, weil es meiner Meinung nach in
Deutschland viel zu wenig bekannt ist.
Was suche ich?
Kurz gesagt: Ein spannendes Spiel mit plausiblen Ergebnissen! Es gibt für einzelne bekannte
Schlachten hervorragende Simulationen. Aber ein generisches, taktisch anspruchsvolles Kriegsspiel
fehlte mir bislang. Da ich ein Faible für Miniaturen habe ziehe ich Miniaturenspiele den etwas
nüchteren Pappcountern oder Computerspielen vor. Folgende Bedingungen stelle ich an ein
solches Spiel:
- Es muss wirklich viele taktische Varianten und Einfälle erlauben und fördern.
- Es muss trotz aller Vereinfachungen für ein Spiel glaubhafte Ereignisse auf dem Schlachtfeld
generieren. Dieser zweite Punkt ist mir besonders wichtig, da einige meiner Freunde sehr empfindlich
auf schlechte Würfelwürfe reagieren. Das Spielsystem muss also soweit robust gegen den Einfluß des
Zufalls sein, dass keine völlig unplausiblen Ergebnisse auftreten.
- Es soll sowohl das nachspielen historisch überlieferter Schlachten als auch das spielen fiktiver
Begegnungen erlauben.
- Es soll eine möglichst große historische Zeitspanne darstellen können. Einfach weil ich gerne historische
Romane lese, von der Frühantike bis in die Rennaissance Zeit.
Was stört mich an den meisten anderen Table Top spielen?
- Regelsätze, die eine (bzw. wenige) bestimmte Spielweise deutlich fördern kann
ich nicht leiden. Ich suche mehr ein Rahmenwerk, in dem sich verschiedenste taktische
Ideen fair miteinander messen können. Das Regelwerk sollte diese aber eben auf die
machbaren Maneuver aus Antike und Mittelalter beschränken. Wenn ein Regelwerk z.B. einseitig
massive Frontalangriffe begünstigt kann man Begegnungen wie Cannae nicht mehr nachstellen.
Sind verschiedene Ansätze gleichwertig innerhalb der Regeln, kommen die historischen
Charakteristika der Armeen meist viel schöner zum tragen.
- Regelsätze, die sich nicht zu einem Maßstab und Abstraktionslevel bekennen nerven mich
auch. Will ich eine große Schlacht aus Sicht des kommandierenden Generals nachstellen, so
sind Kommandosystem, taktische Fähigkeiten der Truppen, Geländeeinfluss, Ermüdung, Moral
maßgebliche Spielelemente. Will ich ein Gefecht zwischen kleineren Gruppen darstellen
werden individuelle Fähigkeiten, Ausrüstung etc wichtig. Aber für ein Spiel, das innerhalb
weniger Stunden abgeschlossen sein soll muss sich ein Regelsatz schon eindeutig festlegen.
Es gibt andere sehr gute Regeln für kleinere Begegnungen (oft englisch als Skirmish
Regeln bezeichnet), ich habe aber nach einer Simulation für große Schlachten gesucht.
- Manche Spiele, die gute Simulationen sind, sind aber leider oft langweilig im Sinne
eines Spiels. Spiele, die große Schlachten mit großer Detailtiefe simulieren arten leider
ab und zu in Buchhaltung aus. Für so etwas gibt es moderne PCs, auf dem Tabletop hat das
meiner Ansicht nach nichts zu suchen.
- Und dann gibt es noch Spiele die schlicht das Ziel historisch plausibler Abläufe aus
den Augen verloren haben. Was geschichtlich als unmöglich überliefert ist sollte unmöglich
bleiben, was schwierig war sollte schwierig bleiben und was als machbar überliefert ist
sollte auch im Spiel machbar bleiben. Trotz völlig unterschiedlicher Lösungen muss man den
beiden DBM Nachfolgern attestieren, dass sie sich viel Mühe gegeben haben, das
zu beherzigen.
Was bietet DBMM?
DBMM leistet da schon sehr viel.
- Vielfältige strategische und taktische Ideen werden unterstützt.
- Umgehungen an der Flanke eine Schlacht, bis hin zum Angiff auf Armeelager wie das beispielsweise
im Ionischen Krieg passiert ist als die Spartaner mal ihre Kriegsbeute aus Kleinasien verloren haben.
- Verstärkungen die später in die Schlacht eingreifen.
- Befestigungen von Ansiedlungen und befestigte Lager, um beispielsweise Alesia oder die Kämpfe
um die athenische Belagerung von Syrakus auf Sizilien darzustellen. Hier bitte keine falsche Vorstellung:
Für ein Belagerungsszenario wird es andere, viel bessere Spiele geben, DBMM stellt eine Schlacht dar, bei der
der Angriff auf eine Befestigung eine wichtige Rolle spielen kann.
- Unterstützung einer Schlacht durch Boote bzw. Schiffe. Hier muss man aber klar sagen, dass DBMM
Seeschlachten selbst nicht gut darstellt. Aber den Einfluss von Marine-Elementen auf eine
Landschaft bildet es ganz gut ab.
- Hinterhalte, Verzögerungen und Späher und viele Kniffe mehr.
- Die Möglichkeiten und die Begrenzungen von taktischer Führung werden sehr schön abgebildet. Hier gehen die
Ansichten der Spieler auseinander, es gibt Spieler, welche das DBMM Konzept strikt ablehnen. Aber es stellt
auf eine einfache Art und Weise dar, wie es mehrfach während einer Schlacht Führungsschwierigkeiten gibt
und wie eine Armee im Laufe eines Gefechtes auseinander fallen kann und immer schwieriger zu führen wird.
- Unterschiedlich gute Führung und Führbarkeit von Armeen aus verschiedenen Kulturen und
unterschiedliche Führungsstrukturen werden dargestellt. Sowohl Berufsarmeen mit organisierter
Ausbildung, als auch spontan gebildete Armeen aus Stammesstrukturen sind abgebildet.
- Die Wahl von Zeit und Ort bezüglich Wetter und Gelände ist immens wichtig in DBMM. Jeder Spieler muss ein
Konzept haben wie er seine Armee einsetzen will um erfolgreich zu sein.
- Abhängig vom Gelände benutzt es ein "Stein - Schere - Papier" Prinzip um Kämpfe zwischen
verschiedenen Truppentypen zu auszutragen. Und es kennt wenigstens einige unterschiedliche
Ergebnisse: Patt (Stillstand), Zurückdrängen, in die Flucht schlagen und zerstören. Gelände
hat auf verschiedene Truppentypen unterschiedlichen Einfluss.
- Ausserdem unterstützt das System viele verschiedene taktische Aufstellungen: von der
kompakten Phalanx bis zu mehreren unabhängig agierenden Reitergruppen.
- Vor allem sieht man hier häufig mal einen erfolgreichen taktischen Rückzug! Das vermisse
ich bei vielen anderen Spielen.
- Durch die sehr aktive und engagierte Spielergemeinde haben wir in den letzten Jahren auch viele historische
Begegnungen in DBMM umgesetzt und nachgespielt. Immer mit viel Spaß und Interesse, meistens auch mit historisch
plausiblen Verläufen.
DBMM hat ein auch ein paar Schwachstellen
- die Regeln sind recht komplex und umfangreich. Das ist der Preis für die taktische Tiefe, aber es gibt leider
auch einfach ein paar Stellen die im Laufe der Zeit von der Spielergemeinschaft geklärt wurden. Dadurch
ist ein Clarifications Dokument entstanden, das ist zwar nützlich aber schade dass es notwendig war.
- Es gibt bei der Auflösung geometrische Unsauberheiten, die durch die Einheiten (hier Elemente)
bedingt sind. Es ist im Vergleich zum Vorgänger DBM viel besser geworden, aber es gibt immer noch
Effekte die nur durch die Umsetzung im Spiel bedingt sind, nicht durch irgendeine historische Evidenz. Schade.
Aber DBMM schafft es, ein sehr spannendes Spielgefühl
aus Sicht eines Generals zu erzeugen und die Dynamik einer Schlacht spannend und gut darzustellen. Ich habe bei DBMM immer
das Gefühl, dass ich meinen Plan taktisch umsetzen kann. Dass er dann manchmal nicht aufgeht ist das Schicksal vieler
mittelguter Generäle. Vielleicht war der Plan nicht gut, oder ich habe ihn schlecht umgesetzt oder das Schicksal hat mir
schlechte Würfelwürfe zugedacht ...
Da es
in Deutschland, wie in Italien und natürlich England (dem Heimatland des Spiels)
eine aktive Szene mit Veranstaltungen und Turnieren gibt stauben die Figuren auch nicht ein.
Na ja. Mir gefällt das Spiel also sehr gut. Für diejenigen, die es interessiert habe ich ein paar
Seiten zusammengestellt. Lest Euch das einfach mal durch und schreibt
mir ne Email, wie ihr die Seiten so findet. Natürlich auch, wenn ihr DBMM spielen wollt. Für Leute
aus dem Raum Ludwigsburg/Stuttgart organisiere ich gerne mal ein Demospiel zum kennenlernen. Wer woanders
wohnt, der findet vielleicht auf der Terminseite eine Veranstaltung in
seiner Nähe.
Generell lernt man DBMM am besten durch mehrfaches mitspielen. Das Regelwerk ist eher als
Nachschlagewerk geeignet denn als Anleitung zum lesen und losspielen.
letzte Änderung: 02. Aug 2020